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Mode aus Offenbach: „Meine Mutter war meine strengste Kritikerin“ - fr.de

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  • Kathrin Rosendorff

    vonKathrin Rosendorff

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Die Offenbacher Designerin Heidi Koselowski hat ihr Label Miomartha ihrer Mutter gewidmet– und hat es mit ihren gerade geschnittenen Teilen bereits in die britische Vogue geschafft. Im Herbst plant sie mit anderen Modemachern einen Pop-Up-Store in Frankfurt.

Heidi Koselowski wollte schon mit sechs Jahren nur eines: „Mit aller Gewalt nähen lernen“, erzählt die Offenbacher Designerin. Das tat sie dann auch. Ihre Mutter war Schneiderin und lehrte sie. „Und immer, wenn sie vom Großhändler kam, bekam ich ihre Stoffreste. Aus diesen nähte ich für meine Barbies dann Kleider. Diese sahen schon top aus, leider habe ich ihnen die Kleider aber im wahrsten Sinne des Wortes auf den Leib genäht, ausziehen ging dann nicht mehr.“ Sie lacht.

Die 41-Jährige sitzt im Atelier ihres Labels Miomartha. Das Atelier liegt zehn Radfahrminuten vom Hafen 2 in der Bettinastraße 71 im Offenbacher Westend entfernt. In einem Künstlerhaus, in dem auch Bildhauer und Industriefotografen arbeiten. „Früher war das Gebäude mal eine alte Stanzerei“, erzählt Koselowski. Sie trägt ein gestreiftes langes Kleid aus ihrer Kollektion. Es ist aus Viskose und locker geschnitten. Das ist der allgemeine Style bei Miomartha. „Es sind gerade, klare Linien, aber mit einem femininen Touch. Die Schnitte sehen nicht nur an großen, dünnen Models gut aus“, betont Koselowski.

Auch Schauspielerin und Sängerin Yvonne Catterfeld folgt ihr auf Instagram. „Ach wirklich? Das wusste ich gar nicht. Aber das freut mich jetzt um so mehr.“ An einer der Schneiderpuppen hängt das bei Kundinnen beliebte graublaue Kunstlederkleid für 629 Euro. Sie selbst entwickelt in ihrem Atelier die Prototypen der Blusen, Kleider und Blazer, die an einer der vielen Stangen hängen. Die technischen Zeichnungen und Fotos schickt sie an ihre Schnittmacherin in Stuttgart. „Ich sage ihr, wie lang das Kleid sein muss, wie der Kragen aussehen soll.“ Wichtig sei, dass ihre Mode nicht nur bürotauglich sei, sondern man den coolen Look eben auch in Kombination mit schickeren Ohrringen schnell ausgehtauglich machen könne.

2016 hat Koselowski Miomartha gegründet. Sie arbeitet auch mit einem Schneider, der in Reutlingen sitzt, zusammen. „Ein junger Mann, der mich von Anfang an überzeugt hat.“ Und sie betont: Alleine komme man irgendwann an die Grenzen seiner Kapazitäten.

Ihre qualitativ hochwertigen Stoffe kämen aus kleinen Manufakturen in Italien, Portugal und Deutschland. „Dort wird niemand ausgebeutet, sondern die Mitarbeiter werden fair bezahlt. Oft sind es Familienunternehmen.“ Außerdem achte sie auf Nachhaltigkeit. „Meine Mode ist insofern nachhaltig, als kein Stoff verschwendet wird. Also ich kaufe keine 1000 Meter an Stoff, sondern nur das, was ich eben brauche, um daraus ein großartiges Teil zu machen.“

Sie betont, ihre Kundinnen, die von Ende 20 bis Open end alt seien, verliebten sich meistens ins Design und den Stoff. „Dass die Kleidung nachhaltig ist, ist für die meisten ein Bonus, aber kein Kaufgrund.“ Ein paar Teile ihrer Kollektion seien vorproduziert, die meisten aber bräuchten fünf bis zehn Tage, weil sie erst nach der Bestellung angefertigt würden. Gutes Feedback bekäme sie sowohl von Kundinnen wie auch von der Fachpresse aus skandinavischen Ländern. „Ich plane, mich im nächsten Jahr auch auf der Modemesse in Kopenhagen zu präsentieren.“

„Als junges Label ist es sehr schwer, sich in Deutschland zu etablieren“, hat sie erfahren. Noch sei alles bei ihr eigenfinanziert. „15 Jahre lang war ich nämlich bei einem Bürojob in der Industrie hängengeblieben. Dabei hing mein Herz immer am Kreativen.“

Als Teenie fing sie zunächst mit fertigen Schnitten an. „Aber das reichte mir irgendwann nicht mehr, also fing ich an, die Schnitte abzuändern. Meine Mutter war meine strengste Kritikerin. Sie bemerkte den kleinsten Nähfehler. Ihr zweiter Vorname war Martha.“ Miomartha (Meine Martha) sei ihrer Mutter gewidmet.

Aufgewachsen ist Koselowski in Alzenau. „Eigentlich war es immer mein Plan gewesen, Design zu studieren, aber meine Eltern wollten, dass ich erst einmal einen ordentlichen Beruf lerne.“ Also besuchte sie zunächst die Kaufmännischen Schulen in Hanau und landete danach erst mal in der Bürowelt.

„Aber weil ich eben das Kreative vermisste, besuchte ich neben dem Beruf einen Intensivkurs und machte mein Zertifikat in Schnittkonstruktion an der Offenbacher Schule für Mode, Grafik und Design.“ Der Gedanke an ein eigenes Label kam ihr so: „Bei der Mode, die ich in den Geschäften sah, hat mir die Seele gefehlt. Das meiste war relativ aus einem Brei. Und die Verarbeitung und Stoffqualität war unter aller Kanone. Ich hatte von der Pike auf gelernt, was hervorragende Stoffe sind. Die schlechte Stoffqualität hat mir die Tränen in die Augen getrieben.“

Mit ihrem Label hat Koselowski es sogar in die britische „Vogue“ geschafft. Das sei nicht selbstverständlich. „Stylisten suchen oft für ein Fotoshooting Sachen, die zum Thema passen. Aber selbst wenn man Sachen hinschickt, heißt es noch lange nicht, dass diese auch genommen werden. Und selbst nach dem Fotoshooting bedeutet es nicht, dass die Fotos dann auch im Magazin landen. Aber ich habe es geschafft.“ So war ihr rosafarbenes Midikleid für 490 Euro in der „Vogue UK“ zu sehen. Aber das bedeute nicht unbedingt gleich einen größeren Umsatz. „Oft feiert die Fachpresse andere Teile als die Kundinnen.“

Abgesehen davon: Wie fühlt sich es an, seine Mode in der „Vogue“ zu sehen? „Schon sehr gut, da weiß man, für was man sich die Nächte um die Ohren geschlagen hat. Denn ein eigenes Label zu haben, musst du wirklich wollen. Freizeit kenne ich nicht.“

Miomartha kann man online bestellen: www.miomartha.de. Im September und Oktober organisiert Heidi Koselowski mit anderen Modemachern aus der Region den Pop-up-Store „Concept 17“ in Frankfurt, Neue Rothofstraße 17.




August 16, 2020 at 08:30AM
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