Ungarn: Die Abwehr will die Großen ärgern
Dass Ungarn bei der Europameisterschaft (um 18 Uhr gegen Portugal; TV: ZDF; Stream: MagentaTV) ein Offensivfeuerwerk abbrennen würde, hatte im Vorfeld wohl niemand erwartet. Doch der Überraschungs-Achtelfinalist von 2016 wird diesmal schon allein wegen der personellen Umstände in die Defensive gezwungen: Das einzige offensive Ausnahmetalent des Kaders, Leipzigs Mittelfeldspieler Dominik Szoboszlai, verpasst das Turnier verletzt. Dazu kommt die Losung: Gegen die letzten zwei Welt- und den aktuellen Europameister werden die Ungarn kaum aus dem eigenen Strafraum herauskommen.
Zu seinem Glück verfügt das Team von Trainer Marco Rossi genau dort über die größte individuelle Qualität. Szoboszlais Klubkollegen Péter Gulácsi und Willi Orbán bringen Champions-League-Erfahrung im Tor und in der Innenverteidigung mit, Orbáns 23 Jahre altem Nebenmann Attila Szalai gelang zuletzt mit einer bärenstarken Rückrunde in der türkischen Süper Lig bei Fenerbahçe der Durchbruch.
Es ist also durchaus im Bereich des Vorstellbaren, dass die ungarische Defensive dichthält und der Außenseiter in der »Todesgruppe« F das Zünglein an der Waage spielen kann. Noch dazu finden die Spiele gegen Portugal und Frankreich in der Puskás Aréna statt, die Ungarn spielen also zu Hause – und dürfen das im Stadion, in das etwa 65.000 Zuschauer passen, aufgrund verhältnismäßig laxer Coronaregeln sogar vor vollen Rängen tun.
Hoffnung macht den Ungarn auch das Beispiel der EM 2016: Damals trotzte man dem späteren Turniersieger Portugal in der Gruppe ein 3:3 ab. Von der damaligen Startelf ist fünf Jahre später allerdings nur Stürmer Ádám Szalai noch Teil der Stammformation, der Mainzer wird das ungarische Team als Kapitän aufs Feld führen.
Portugal: Ist Ronaldo nicht mehr unantastbar?
Die Portugiesen wollen ihren Titel von 2016 verteidigen – und haben dafür einen deutlich verbesserten Kader zur Verfügung. Schlich Portugal dereinst mit drei Remis durch die Vorrunde und kämpfte sich minimalistisch durch die K.-o.-Phase zum Titel, glänzt nun ein ganzes Arsenal an Weltklassespielern neben Superstar Cristiano Ronaldo.
Sie glänzen sogar so sehr, dass Nationaltrainer Fernando Santos »CR7« im Vorfeld des Turniers seine Unantastbarkeit absprach. »Cristiano ist kein Spieler, der sich defensiv viel einbringt«, sagte Santos dem öffentlich-rechtlichen Rundfunksender RTP. Das wolle man auch gar nicht von Ronaldo – eine Garantie, stets auf dem Platz stehen zu dürfen, wollte Santos derweil aber nicht aussprechen.
Ernsthaft in Gefahr dürfte der Status des Kapitäns, Rekordnationalspielers und -torschützen wohl nicht sein. Vielmehr sprechen Santos' Worte für den Konkurrenzkampf und Luxus im Sturm: Frankfurts André Silva traf in der vergangenen Saison 28 Mal, ist aber nur Joker. Pedro Gonçalves, 22 Tore aus dem Mittelfeld für Portugals Meister Sporting – ein Bankspieler. Nicht einmal João Félix, »Golden Boy« 2019, spanischer Meister mit Atlético 2021, hat einen Stammplatz sicher.
Vermutlich werden die Premier-League-Stars Bernardo Silva, Bruno Fernandes und Diogo Jota Ronaldo mit Vorlagen füttern dürfen. Qualitätslücken hat Portugal am ehesten beim spielerischen Part der Doppelsechs. Den fangen für gewöhnlich die kreativen Außenverteidiger mit auf – doch einer von ihnen, João Cancelo, wird zum Auftakt fehlen: Er wurde positiv auf das Coronavirus getestet.
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