Helge Schneider hat überraschend sein Konzert beim Strandkorb-Open-Air in Augsburg abgebrochen. Von den Zuschauern kommt Kritik - und ein wenig Verständnis.
Für Tina und Sebastian war das Wochenende mehr oder weniger gelaufen. Um Helge Schneider zu sehen, haben die beiden weder Kosten noch Mühen gescheut. Bis von Ilmenau sind sie gekommen, um den Künstler zu sehen. "Das liegt in Thüringen. Wir wohnen zwischen Erfurt und Oberhof", sagt Sebastian. "In Gersthofen haben wir für das Wochenende ein Zimmer in einem Hotel gebucht", so seine Lebensgefährtin Tina.
"Ich finde das enorm unprofessionell", schimpft noch einmal der Thüringer Sebastian. Mit dem schönen Wochenende ist es nichts geworden. Der Komiker und Kabarettist hat sein Konzert beim Strandkorb-Festival an der Augsburger Messe nach knapp 40 Minuten abgebrochen.
Mit den Worten: "Das System hier ist fadenscheinig und dumm. Es tut mir leid für euch und vielleicht bekommt ihr euer Geld wieder zurück", verließen Helge Schneider, sein "Diener" Bodo, sein elfjähriger Sohn Charlie, der am Schlagzeug saß, und der Gitarrist Sandro Giampietro die Bühne. Das war der Paukenschlag des Abends.
Helge Schneider kritisiert Strandkorb-Open-Air in Augsburg
Gefrozzelt hatte Schneider zuvor immer wieder, aber die meisten hielten das für eine ironische Überspitzung. So wie bei seinem Erscheinen und seinen Blick auf die B17: "So eine hohe Bühne habe ich mir schon immer gewünscht. Da sehe ich vor bis zur Autobahn. Toll jetzt kommt schon wieder ein Auto."
Scheinbar passte es ihm auch nicht, dass immer wieder Menschen mit Masken an der Bühne vorbeiliefen, um etwa auf die Toilette zu gehen. Als er seinen berühmten Song "Katzeklo" schon angekündigt hatte, entschied er sich dann für den Abbruch. Dabei hatte der 65-Jährige kurz zuvor noch gesagt: "Ich will das der Zuschauer nach meinem Konzert sagt: Ich habe vor Lachen in den Strandkorb geschissen."
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Doch den meisten blieb dann das Lachen im Hals stecken. Viele dachten, das sei ein Gag und Schneider komme nach wenigen Minuten zurück auf die Bühne. Moderatorin Marion Buk-Kluger versuchte, die Leute zu beschwichtigen: "Bitte bleiben Sie auf Ihren Plätzen. Wir versuchen, Helge Schneider umzustimmen." Doch das hat nicht geklappt.
Nach weiteren 20 Minuten tauchte ein Sprecher des Managements von Helge Schneider auf: "Helge Schneider beklagt, dass er keinen Kontakt zum Publikum hat. Wir halten Sie auf unseren Internetseiten auf dem Laufenden, wie und wo Sie Ihr Ticket zurückgeben können. Wir haben die Situation so nicht erwartet und es tut uns leid."
Es gibt auch Verständnis für den Konzert-Abbruch von Helge Schneider
Nun, das Strandkorb-Festival ist natürlich sehr speziell. Auch beim Konzert von Doro Pesch kam nur wenig Stimmung auf. Das lag aber auch nicht an der Künstlerin oder an den Fans. Nachdem aufgrund von Corona die Strandkörbe 1,5 Meter Abstand zueinander haben und das Gelände sehr weitläufig ist, kommt der Beifall auch nicht sehr lautstark an. Doro hat ihr Programm dennoch souverän durchgezogen.
Etwas mehr Verständnis für den Künstler hat Gerhard Seckler, der beim Fußball-Bundesligisten FC Augsburg das Projekt " Augsburg Calling" leitet. "Für mich ist das jetzt auch ein Jahrhundert-Ereignis, aber ich verstehe den Mann schon. Er lebt von diesem Draht zum Publikum und der fehlt hier völlig", so der Königsbrunner.
Sein Strandkorb-Nachbar Martin Uhl aus Tapfheim sieht es mit gemischten Gefühlen: "Einerseits finde ich das ziemlich cool von ihm, andererseits zahlst du 50 Euro für die Karte und kannst jetzt dem Geld hinterher laufen." Jenny Juchem aus Augsburg hat dagegen eine andere Meinung: "Die Besucher gehen in diesen Zeiten einen Kompromiss ein und den muss der Künstler ebenfalls eingehen. Man zahlt hier für einen Strandkorb 100 Euro. Das ist eine Menge Geld. Ich finde dieses Zeichen von ihm uncool und unprofessionell."
Am Samstag äußerte sich Helge Schneider in einem Video selbst zum Konzert-Abbruch. Er habe sich auch von der Gastronomie gestört gefühlt, die ihre Mitarbeiter immer wieder an der Bühne vorbei geschickt habe.
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