
Folterschwestern Frier in »Queens of Comedy«: Souveränes Rollenspiel
Foto:Julia Feldhagen / Julia Feldhagen / ZDF
Am lustigsten ist das rassistische Pferd. Weil Sternchen nicht mehr fressen mag, bittet seine hochbesorgte Besitzerin (Caroline Frier) ein telepathisch begabtes Tiermedium (Annette Frier) um Hilfe, das malmt sich kurz in die Kleppergedankenwelt ein – und empfängt von ihm, dass es fortan in Erinnerung an seinen Opa »Leutnant Stahlgewitter« heißen und nicht mehr neben den Shetlandponys stehen wolle. Außerdem könne das Pferd es nicht mehr ertragen, von seiner Besitzerin geritten zu werden, weil sich ihre Schenkel anfühlten »wie ein vollgeschissener Strumpf«. »Mein Pferd ist ein Nazi?«, fragt die Besitzerin entsetzt, und natürlich ist es obendrein auch noch ein Schimmel.
»Queens of Comedy«, das neue, sechsteilige ZDF-Sketchformat, ist hochkarätig besetzt: Neben den Frier-Schwestern spielen unter anderem auch Cordula Stratmann, Gisela Schneeberger, Gisa Flake und Dela Dabulamanzi. Leider kann das Witzmaterial mit diesen Namen oft nicht mithalten: Die Ideen, dass die Frauenfiguren in Rosamunde-Pilcher-Schmonzetten eher keine Astrophysikerinnen sind, dass polizeiliche Ermittlungsarbeit in Krimis meist arg klischeehaft abläuft und dass Robert Habeck oft auf sein Äußeres reduziert wird, bieten wenig Pirouettenmaterial – obwohl Henning Baum als gockeliger Pilcher-Darsteller, Cordula Stratmann als misslaunige Ermittlerin und Gisa Flake als renitentes Gehirn, das wie ein trotziger Dackel neben seiner Besitzerin herscharwenzelt und zuverlässig stets die unpassendsten Gedanken abliefert, ihre Rollen souverän spielen.

Diana Amft und Henning Baum in der Rosamunde-Pilcher-Parodie
Foto: Frank Hempel / Frank Hempel / ZDFOft ist der Scherz allzu naheliegend, etwa, wenn Jesus (Phil Laude im rosa Flauschpulli) sich bei (der natürlich instagrammenden) Maria darüber beschwert, dass der Heilige Geist den kleinen Jesus ruhig öfter mal an den Wochenenden nehmen könnte, ein zeitreisender Judas indiskret andeutet, dass sein Kuss mit Jesus möglicherweise in eine ganz andere Richtung hätte laufen können, und eine multitaskingbefähigte Mutter bei der Superhelden-Zulassungsstelle abgelehnt wird, weil sie überqualifiziert sei und Batman sich dann schämen müsste.
Über das Nazi-Pferd lacht man, weil es so absurd ist, und die kein bisschen belachenswerte Wirklichkeit hinter dieser Witzidee verdaulich überdreht. Bei einigen anderen Gags weiß man indes nicht recht, ob man sie deshalb nicht so wirklich lustig findet, weil man ihren Gang schnell vorhersehen kann – oder weil einem der Schmerzpunkt, auf den sie zielen, so sattsam aus dem Alltag bekannt ist, dass man darüber in dieser wenig weitergedrehten Form nicht recht lachen mag: Die abtastenden Kamerafahrten über den Körper, die ungleiche Bezahlung, die Mütter, die ihre Kinder filteroptimiert auf Instagram präsentieren.
Und die Menschen, denen eine gelangweilte Göttin in einem Sketch keine Flutwelle schicken muss, weil sie die Klimazerstörung schon ganz allein hinbekommen.
»Queens of Comedy«. Jeweils freitags, 22.45 Uhr, im ZDF.
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