In Battlefield 2042 taumelt die Welt am Rande der Apokalypse. Klimakatastrophen, Unwetter, Hungersnöte und Kriege um die letzten Ressourcen haben die Nationen der Erde und ihre Gesellschaften zusammenbrechen lassen. Millionen von Flüchtlingen und Migranten ziehen halt- und obdachlos hierhin oder dorthin. Mitteleuropa ist von gewaltigen Feuersbrünsten verwüstet, Deutschland bankrott, der Euro ist genauso Geschichte wie die Europäische Union, China oder das Britische Commonwealth. Einzig die verbleibenden Supermächte der USA und Russland halten sich noch und bekriegen sich unverdrossen weiter. Statt Armeen und Soldaten bekämpfen sich in Battlefield 2042 die sogenannten No-Pats ("Nicht-Patriierte", also Menschen ohne nationale Zugehörigkeit und Staatsbürgerschaft). Dies sind die neuen "Specialists", staatenlose Söldner. Der Story-Hintergrund und Ton in der Eröffnungssequenz von Battlefield 2042 ist düster und dystopisch.
Es erwartet Sie allerdings ein Szenario-bedingtes Schleudertrauma, denn dieser düstere, apokalyptische Eindruck, den das Intro (sowie der oben verlinkte Kurzfilm) vermittelt, hält allerhöchstens so lange an, bis Sie ein erstes Match auf den neuen, gewaltig großen Karten spielen. Wenn Sie auf Hochhausdächern geparkte Panzer begutachten, von Luftkissenboot-Schwärmen umkreist werden und als Bomben-werfendes Flughörnchen durch die Lüfte gleiten sowie die chaotisch-übertriebene und wenig an eine Schlachtfeldsimulation erinnernde Action und schlussendlich den Endbildschirm eines Matches zu Gesicht bekommen. Hier klopfen die Specialists locker-flockige Einzeiler und präsentieren lässige Posen und hippe Cosmetics für die Kamera. Würden sie noch ein Tänzenchen aufführen, wäre die tonale Dissonanz zum düsteren Story-Intro perfekt. Es ist nur ein Punkt, der bei Battlefield 2042 seltsam widersprüchlich und unentschlossen wirkt. Doch, der Reihe nach.
Battlefield 2042 im Technik-Test: Inhalt
Battlefield 2042 bietet Ihnen im Prinzip drei große Spielmodi: Die großen Eroberungsmatches (Conquest) sowie Durchbruch (Breakthrough) werden unter dem Label All-out-Warfare gebündelt. Conquest ist im Grunde der originale Spielmodus von Battlefield und ist seit dem ersten Teil der Reihe fester Bestandteil eines jeden Battlefields. In Battlefield 2042 wurden die Matches für PC-Spieler und die Next-Gen-Konsolen erweitert, bis zu 128 Spieler bekriegen sich auf gewaltigen Karten, um bestimmte Punkte zu erobern und zu halten. Breakthrough, eine noch recht junge Ergänzung, entstammt Battlefield 1 respektive dessen Spielmodus "Operations" und ist auch in Teil 5 vertreten. Zwei Teams treten sich als Angreifer und Verteidiger gegenüber, die Karte wird asymmetrisch geteilt, die Angreifer müssen versuchen, durch das Erstürmen und Halten von jeweils einer Reihe von strategischen Punkten einen Sektor zu erobern und die Verteidiger somit Stück für Stück zurückzudrängen.
Beide dieser Spielmodi bieten sehr actionreiche, oft extrem chaotische Kämpfe. Diese können durchaus viel Spaß machen, doch wirken sie auch sehr hektisch und planlos und lassen - zumindest bislang - oft wenig Teamplay erkennen. Auf den großen Karten nehmen Fahr- und Flugzeuge allein wegen der großen Laufwege eine gehobene Rolle ein, diverse Vehikel können zu diesem Zweck von den Spielern gespawnt werden. Begünstigt durch die vielen offenen Flächen auf den gewaltigen Karten, den wenigen Deckungsmöglichkeiten für die Infanterie und die teils sehr widerstandsfähig wirkende Panzerung einiger Gefährte fühlt man sich als lumpiger Fußsoldat häufig schwach und schutzlos - geschickte Fahrzeugführer und Bordschützen können häufig geradezu Jagd auf umher wuselnde Infanteristen machen und einen Kill nach dem anderen verzeichnen. Für einfache Landser ist daher das Mitführen großkalibriger und explosiver Selbstverteidigungsmittel nahezu Pflicht, was wiederum das Ausrüsten anderer Gegenstände sowie das Teamplay einschränkt - kaum jemand wählt Medipacks oder Versorgungskisten auf dem Ausrüstungsbildschirm.
Hazard Zone ist ein neuer, stärker auf Teamplay ausgelegter PVPVE-Modus mit begrenzter Spielerzahl, der entfernt an Escape from Tarkov, Hunt Showdown oder die Darkzone-Runs in The Division erinnert. Mit einem kleinen Team Mitstreitern kämpfen Sie gegen feindliche Squads sowie KI-Soldaten, während Sie nach Datenlaufwerken suchen oder Geiseln befreien. Mit diesen müssen Sie sich anschließend zu einem Evakuierungspunkt durchkämpfen und schließlich von dort mit dem Helikopter entkommen. Als Belohnung winken Ingame-Credits, die Sie für das nächste Match in bessere Ausrüstung investieren können. Wer ins Gras beißt oder den Abflug verpasst, geht leer aus. Hazard Zone spielt sich völlig anders als die großen, chaotischen Schlachten in All out Warfare, belohnt eher behutsames Vorgehen und Teamplay, hier können auch die Spezialisten und ihre diversen Fähigkeiten sehr unterschiedlich eingesetzt werden. Leider bietet Hazard Zone relativ wenig Langzeitmotivation, geübte Spieler schwimmen schnell in Credits und können ihre Ausrüstung bald nahezu nach Belieben wählen - weitere Anreize fehlen aktuell. Komplexere taktische Absprachen mit den Team-Mitgliedern werden außerdem durch den fehlenden Voice-Chat torpediert.
Innenraum-Gestaltung in Battlefield 2042
Der vielleicht interessanteste Aspekt an Battlefield 2042 ist Battlefield Portal. Hier können Sie per Baukasten eigene Matches anlegen und gar recht umfangreich Regeln definieren, was einige spannende Szenarien zulässt. Sie können beispielsweise die Spielerzahl verringern, Fahrzeuge, Spawns und bestimmte Fähigkeiten einschränken sowie Friendly Fire zuschalten und so Ihren eigenen Hardcore-Milsim-Server bauen. Oder in die andere Richtung tendieren und das Chaos von Battlefield 2042 nochmals betonen. Als besonderes Schmankerl können Sie obendrein beliebte, aus früheren Battlefield-Teilen bekannte Karten spielen. Insgesamt stehen sechs Maps aus Battlefield 1942, Battlefield Bad Company 2 und Battlefield 3 zur Auswahl. Und auch das Gameplay ändert sich: Die Klassen sind (zumindest so ein bisschen) zurück, Fuhrpark und Waffen werden je nach Setting angepasst. So kämpfen Sie etwa mit Weltkriegs-Bewaffnung im Wüstensand von El Alamain, spielen ein klassisches Rush-Match auf der Karte Valpariso aus Bad Company 2 oder erleben nostalgische Gefechte auf Caspian Border aus Battlefield 3.
Battlefield Portal und die teils durchaus liebevolle Modernisierung einiger klassischen Karten wirkt beinahe eine Verbeugung vor der eigenen Geschichte und dürfte vielen Veteranen zusagen, allerdings ist der Content recht beschränkt. Das Zitieren von alten Karten, Spielmodi und früheren Battlefield-Teilen wirkt indes auch ein wenig so, als hätte DICE Bedenken gehabt, dass das reguläre Gameplay von Battlefield 2042 langjährigen Fans der Reihe eventuell nicht zusagen könnte - und zwecks Befriedung der Battlefield-Veteranen beliebte Karten der früheren Teile eingebaut. Als solcher fühlt man sich durchaus geschmeichelt, allerdings ist der Umfang an diesen Maps recht schnell ausgeschöpft. Aktuell ist zudem die Progression in Battlefield Portal deaktiviert, da findige Spieler bereits kurz nach Release Bot-Server zum XP-Farmen aus dem Boden schießen ließen. Die Motivation in Battlefield Portal ist daher schnell ausgeschöpft.
Battlefield 2042 im Technik-Test: Bugs, Balancing, Benutzeroberfläche, Bottlenecks
Was Battlefield 2042 auf dem Papier anbietet, wirkt im Grunde sehr vielversprechend. Die weitläufigen Maps, die unterschiedlichen Fahr- und Flugzeuge, ja sogar die kontroversen Spezialisten beziehungsweise deren Fähigkeiten bieten vielfältige Herangehensweisen, wie Sie Situationen in Angriff nehmen. In der Praxis wirkt Battlefield 2042 allerdings noch sehr unrund. Auf allen von uns getesteten Plattformen, mit allen Grafikkarten und selbst mit minimierten Grafikdetails ruckelt das Spiel häufig, hin und wieder lassen besonders heftige Nachladeruckler die Bildraten in einstellige Bereiche abfallen. Die Server-Performance ist instabil, was hin und wieder zu Disconnects führt sich viel häufiger indes in Rubberbanding, Lag und nicht registrierten Treffern manifestiert. Es kommt obendrein mit großer Häufigkeit zu Clipping-Fehlern, Animationsaussetzern und Physik-Katastrophen. Battlefield 2042 ist nun, einige Tage nach dem offiziellen Launch und nach dem Erscheinen des Day-1-Patches zwar etwas weniger Fehler-belastet als noch die Beta, doch Bugs treten dennoch mit einer Häufigkeit auf, sodass ungetrübtes Spielen aktuell kaum möglich ist. Problematisch ist außerdem die Server-Performance, die offenbar zumindest für einen Teil der Physik-Bugs und Kollisionsprobleme mitverantwortlich ist, denn wenn Sie auf einem reinen Bot-Server spielen, stoßen Sie nicht nur auf weniger Performance-Probleme, sondern außerdem auf einen deutlich reduzierten Umfang von Bugs. Generell ist die Dichte an Fehlern, Aussetzern und Macken allerdings sehr hoch, DICE hat an dieser Stelle noch reichlich Arbeit vor, etwaige Gameplay-, Balancing- und Anpassungen auf Wunsch der Community noch nicht einmal mit einbezogen.
Battlefield 2042 Tessellation
Weitere Kritikpunkte sammelt Battlefield 2042 für das sehr unübersichtlich gestaltete User Interface. Für Ärger sorgt außerdem der teils wenig beeindruckenden Sound und die mangelnde Ortung von Klängen. Die seltsam hohl klingenden Schrittgeräusche scheinen oft aus allen Richtungen zugleich zu kommen (Anmerkung der Redaktion: Die 3D-Virtualisierung für Kopfhörer ist sehr mäßig, unserer Erfahrung funktioniert die Einstellung "Surround-Lautsprecher" samt zugeschaltetem 3D-Audio bei Soundkarte/Surround-Headset etc. deutlich besser). Weiter bemängeln Spieler das häufig unrund wirkende Balancing sowie fehlende oder unzureichende Quality-of-Life-Features. Die Benutzeroberfläche lässt für einen Shooter eigentlich elementare Bestandteile wie ein Score-Board vermissen, lässt Sie im immerhin sehr umfangreichen Optionsmenü durch unklare Gestaltung häufig rätseln, ob Sie eine Funktion nun ein- oder ausgeschaltet haben, nervt während dem Spielen durch penetrante Einblendungen und eine nahezu nutzlose Mini-Map, lässt insbesondere aber Übersicht vermissen. Das Balancing von Waffen, Fahrzeugen und Fähigkeiten wirkt zu Zeit außerdem sehr unausgewogen. Das Hovercraft ist beispielsweise viel zu stark, selbst mit Panzerabwehrraketen kaum auszuschalten, kann vertikale Hauswände hinauffahren, die Minigun macht aus Fußsoldaten kurzen Prozess und aufgrund des freien Fahrzeug-Spawns werden Sie als Infanterist in vielen Matches geradezu von einer wilden Meute tödlicher Luftkissenfahrezeuge umkreist und schließlich erlegt. Wohl kein anderes Fahrzeug hat uns während des Spielens und Testens so oft das virtuelle Leben gekostet wie das Hovercraft.
Balancing ist außerdem für die Waffen und die Attachments nötig. Aktuell kämpfen praktisch alle Spieler (zumindest jene, die sie bereits freigeschaltet haben) mit der gleichen Primär-Bewaffnung, da die PP-29 die besten Eigenschaften vereint. Die Attachments haben teilweise irrige Auswirkungen, so kann etwa ein Mündungsdämpfer bei dem einen Schießeisen wie erwartet den Rückstoß beziehungsweise Verreißen verringern, basteln sie den gleichen Aufsatz allerdings an eine andere Waffe, so kann es sein, dass sich der Recoil trotz Rückstoßdämpfer erhöht! Die Wahl einiger anderer Waffenerweiterungen ist dagegen eher eine Geschmacksfrage, da sie die gleichen Eigenschaften wie andere bieten. Prinzipiell gibt es einige interessante Ideen, etwa das neue T-Menü, mit dem Sie während des Matches Aufsätze, Zielvorrichtung und (Unter-)Laufmodifikationen vornehmen können - insbesondere beim Modus Hazard Zone, der taktisches Vorgehen belohnt, erlaubt das T-Menü vielfältigeres Gameplay. In anderen Modi wirken die On-the-Fly-Waffenmodifikationen allerdings eher wie aufgesetzt, etwa im Conquest-Modus, bei dem Sie die Ausrüstung bei jedem Respawn wechseln können. Wieder wirkt Battlefield 2042 seltsam unentschlossen.
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