Die Filmproduktionsfirma Miramax hat Quentin Tarantino verklagt – weil er angekündigt hat, Dokumente zum Film »Pulp Fiction« als digitale Sammelobjekte verkaufen zu wollen.
Tarantinos Idee verspricht ein Riesengeschäft: Mit »Pulp Fiction« wurde der Regisseur 1994 zum Star, das »Time«-Magazin hält das Werk für einen der besten 100 Filme aller Zeiten. Szenen wie Uma Thurmans Tanz mit John Travolta oder wie Samuel L. Jackson einen Bibel-ähnlichen Vers zitiert – Soundtrack und Dialoge des Gangsterfilms sind bis heute legendär.
»Pulp Fiction« ist so ikonisch, dass sich Fans für das Beiwerk zum Film in Auktionen wohl in astronomische Höhen überbieten würden. Tarantino hatte deshalb vor Kurzem sieben digitale Produkte aus Extramaterial als digitale Pakete angekündigt, die durch Kryptowährungstechnologie an einen bestimmen Eigentümer gebunden sind. Im Dezember wollte Tarantino gescannte digitale Kopien handgeschriebener Drehbuchseiten für ungekürzte Versionen von Szenen verkaufen, dazu Audiokommentare und »geheime Extras«, die nur dem Käufer zugänglich wären. Die Sammlungen sollen auf der NFT-Auktionsplattform Opensea versteigert werden.
Wie beim Bitcoin wird bei NFTs (Non-Fungible Token) auf einer Blockchain dauerhaft dokumentiert, wem etwas zu welchem Zeitpunkt gehört. Auf dieser digitalen Zertifikation basiert momentan ein Riesengeschäft. Nie zuvor wurde so viel Geld für digitale Kunst- oder Sammelobjekte ausgegeben wie im Jahr 2021. Auktionsplattformen meldeten immer neue Höchstpreise für pixelige Grafiken, Tweets oder Videoclips von Basketballern, aber auch für digitale Kunst.
Auch James-Bond-NFTs sind auf dem Markt
Für den Kulturbetrieb kam das einer Revolution gleich: Zuvor unbekannte Digitalkünstler wie der Grafikdesigner Beeple wurden zu Stars. Christie’s versteigerte die auf einer dezentralen Datenbank verschlüsselte Datei einer mosaikhaften Collage im März für 69 Millionen Dollar. Die Musikerin Grimes verkaufte mit ihrer Musik unterlegte Bilder innerhalb von 20 Minuten für umgerechnet 5,8 Millionen Dollar.
Der Hype um die Kultur in der Welt der Krypto-Nerds bricht weiter alle Rekorde, auch wenn allen Akteuren klar ist, dass ein Großteil ihrer Investitionen spekulativ ist. Kunstmarktexperten warnen, dass die irren Preise mitnichten bedeuten, dass die erstandenen Objekte in den nächsten 20 Jahren wertstabil sind. Krypto-Millionäre hingegen wollen die Gewinne, die sie über die extrem volatilen Kurse erwirtschaften, in anderen Geschäftsfeldern anlegen.
Mit NFTs lässt sich alles handeln, was virtuell verfügbar ist, deshalb ist es wenig überraschend, dass sich die Filmbranche dem Geschäft nun anschließt. Parallel zum aktuellen Bond-Film »No Time To Die« wurden digitale Sammlerstücke als NFT entwickelt, etwa digitale Modelle eines Segelflugzeugs und der Gesichtsmaske des Bond-Gegenspielers Safin. Vor Kurzem schloss sich auch Disney mit der auf Filme spezialisierten NFT-Plattform Veve zusammen, um zukünftig Sammelstücke aus den Marvel- und Pixar-Universen anbieten zu können. NFTs werden zukünftig wohl zum gängigen Merchandise von Blockbustern gehören.
NFT-Geschäfte mit älteren Filmen jedoch sind verzwickter, denn Blockchain-Produkte waren 1994 noch nicht vorstellbar. Miramax behauptet, dass Tarantino mit den Scans seiner handschriftlichen Drehbuchseiten die Urheberrechte an »Pulp Fiction« verletze. Es handele sich um »eines der ikonischsten und wertvollsten Filmobjekte von Miramax«, und das Unternehmen befürchtet, dass nach Tarantino noch weitere Beteiligte auf die Idee kommen könnten, NFT-Geschäfte zu verfolgen.
Tarantinos Anwälte antworteten laut der Klage auf ein Unterlassungsschreiben, die Verkäufe fielen unter die Teilrechte, die Tarantino an der Produktion hielt, einschließlich der Rechte an der Veröffentlichung des Drehbuchs.
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