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Was tun mit den iPads? Wie Bremens Schulen mit der Technik kämpfen - buten un binnen

Schülerin schreibt auf einem iPad
Eine Schülerin schreibt auf einem iPad. Rund 100.000 dieser Geräte hat Bremen für seine Schülerinnen und Schüler sowie für Lehrkräfte angeschafft. Bild: DPA | Guido Kirchner

Trotz 100.000 iPads tun sich Bremens Schulen bei der Digitalisierung schwer. Der Grund: Es fehlt Know-how, um die Technik sinnvoll zu nutzen. IT-Kräfte sollen helfen.

Was man nicht alles mit iPads im Unterricht anstellen könnte! Clemens Lange von der Gesamtschülerinnenvertretung Bremen (GSV) hat dazu reichlich Ideen: "Wie recherchiere ich im Internet? Woran erkenne ich eine seriöse Quelle? Und natürlich: Mit zehn Fingern tippen", lauten einige seiner Vorschläge. Zum Teil, fügt er hinzu, vermittelten die Lehrerinnen und Lehrer an Bremens Schulen ihren Schülerinnen und Schülern auch bereits diese Inhalte – allerdings nur zu einem kleinen Teil.

Denn viele Lehrkräfte könnten mit den iPads kaum etwas anfangen, geschweige denn, dass sie Konzepte hätten, um die Geräte sinnvoll in den Unterricht einzubinden, zumal in den Präsenzunterricht, sagt Clemens. Ein Eindruck, den Phil Hempel vom Stadtschülering Bremerhaven bestätigt. Die Folge aus Sicht der Schülerinnen und Schüler: Die Tablets, die Bremen kürzlich für 35 Millionen Euro auf eigene Rechnung für Schüler und Lehrer angeschafft hat, und um die Pädagogen in ganz Deutschland den Zwei-Städte-Staat beneiden – diese Tablets werden zu wenig genutzt.

Das findet auch Lydia Müller, Vorsitzende des Zentralelternbeirats Bremerhaven: "Es darf nicht sein, dass die Dinger nun einfach rumliegen!", sagt sie. "Wir müssen weiter machen bei der Digitalisierung. Wir müssen die Chance nutzen, um unsere Schülerinnen und Schüler richtig fit zu machen an den Geräten." Hier seien vor allem die Lehrkräfte gefordert. Auch müssten die Lehrenden nun, da alle iPads hätten, den Schülern umso mehr dabei helfen, Medienkompetenz zu entwickeln.

Schulleiter fordern IT-Support

Schülerin lernt mit der "itslearning" Software
Mit "Itslearning" setzt Bremen nach Auffassung der Schulleiter eine gute Lernsoftware an seinen Schulen ein. Dennoch binde der Einsatz des Programms begrenzte Kapazitäten. Bild: itslearning | Dpa

Das sieht Thorsten Maaß aus dem Vorstand der Schulleitungsvereinigung Bremen nicht anders. Maaß sagt aber auch, dass die Schulen, die Schulleitungen und die Lehrerkollegien dringend Unterstützung bräuchten: "Wir haben durch die iPads, durch den Distanzunterricht und allgemein durch die Digitalisierung ganz viele Aufgaben hinzu bekommen. Um das alles gut zu bewältigen, brauchen wir Fachkräfte", so der Schulleiter.

Maaß verweist auf ein Papier mit dem Titel "Vorschläge für den digitalen Support", das die Schulleitungsvereinigung Bremen im Juni dieses Jahres verfasst hat. Darin fordern die Schulleiter einen IT-Support, der so aufgestellt sein müsse, dass er, je nach Größe einer Schule, an zwei bis fünf Tagen vor Ort zur Verfügung steht. "Nur so können die vielen und teuren Endgeräte auch wirklich intensiv, zuverlässig und nachhaltig funktionieren und eingesetzt werden", so die Schulleiter.

Zu den Aufgaben, die die IT-Techniker nach Vorstellung der Schulleitungen konkret wahrnehmen sollten, zählt neben diversen administrativen Tätigkeiten und der "Reparatur defekter Geräte" auch "die fachliche Beratung der Schulen bei Medienplänen" und die "Schulung der Kolleginnen und Kollegen im Schulalltag beim Umgang mit den Geräten". Die Schulleiterinnen und Schulleiter schreiben: "Der digitale Support ist und bleibt eine unabdingbare Voraussetzung für das Gelingen und die nachhaltige Weiterentwicklung digitaler Infrastruktur und sollte umgehend allen Schulen im Lande Bremen in ausreichendem Umfang zur Verfügung gestellt werden."

GEW stärkt Schulleitern den Rücken

Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) Bremen unterstützt die Forderung der Schulleitungen. Elke Suhr, Landesvorstandssprecherin der GEW, glaubt sogar, dass die Schulen mehr als nur zusätzliches IT-Kräfte benötigen, um der Mehrarbeit mit der neuen Technik Herr zu werden. "Die Schulen brauchen beides: Technisches Personal und mehr Zeit zur Vorbereitung, nicht nur des digitalen Unterrichts", sagt Suhr. Momentan sei es den Lehrenden kaum möglich, Konzepte zur Vermittlung der neuen digitalen Inhalte zu entwickeln. Denn sie müssten zu viele Unterrichtsstunden geben.

Bremen stellt 41 Techniker für Schulen ein

Beim Land Bremen stoßen die GEW und die Schulleiter mit ihren Forderungen auf Verständnis, versichert Rainer Ballnus, Leiter der Stabsstelle Digitalisierung bei der Senatorin für Kinder und Bildung: "Wir müssen den IT-Support ausbauen", sagt er. Allerdings werde dies nicht in dem Maße geschehen, wie von den Schulleitern gewünscht. Denn dazu fehle Bremen das Geld. Gleichwohl schaffe das Land derzeit 41 neue Stellen für Techniker an den Schulen Bremens und Bremerhavens. Aufgrund des Fachkräftemangels sei es allerdings sehr schwierig, geeignetes Personal zu gewinnen. Dennoch habe man inzwischen etwa die Hälfte der Stellen durch Fachinformatiker, IT-Assistenten und durch Referenten besetzt.

Unabhängig davon, wie schnell es Bremen gelingt, den IT-Support an den Schulen zu verbessern, warnt Ballnus allerdings davor, unrealistische Erwartungen für den Unterricht an die fortschreitende Digitalisierung und an die iPads zu knüpfen. Neue Unterrichtsformen und -konzepte ließen sich nicht einfach beschließen, sie müssten in der Praxis wachsen.

In unserer Gesellschaft ist die Idee verankert: Schule soll sich auf Knopfdruck verändern. Aber auf Knopfdruck geht nichts in der Schule. Schule braucht Zeit.

Rainer Ballnus, Leiter der Stabsstelle Digitalisierung

Digitalpakt Schule im Visier

Unterricht bei geöffnetem Fenster mit White-Screen Board
Die Mittel aus dem Digitalpakt Schule möchte Bremen unter anderem für digitale Tafeln in den Klassenräumen einsetzen. Bild: DPA | imageBROKER | Rolf Schulten

In den kommenden drei Jahren werde Bremen gleichwohl alles daran setzen, die digitale Infrastruktur in den Schulen weiter auszubauen. Noch bis Ende 2024 habe Bremen Zeit, um die rund 63 Millionen Euro Bundesmittel für digitale Technik abzurufen, die dem Land aus dem 6,5 Milliarden schweren Digitalpakt Schule zustehen. "Es geht nicht darum, dass unsere Schulen jetzt wie wild viel Geld ausgeben", sagt Ballnus. Das Geld müsse mit Sinn und Verstand eingesetzt werden.

Bislang habe Bremen gut 15 Millionen Euro aus dem Topf verplant. "Wir wollen das Geld unter anderem für besser ausgestattete Klassenräume und digitale Tafeln einsetzen", sagt Ballnus. Außerdem werde es in den kommenden Jahren darauf ankommen, für höhere Bandbreiten an Bremens Schulen zu sorgen. Dazu müsse das Land in die Verkabelung der Schulen investieren. Alles Weitere werde sich rechtzeitig zeigen.

Die Koalitionspartner der SPD, Grünen und der Linken an einem Tisch im Gespräch.
Bild: Radio Bremen

Bild: Radio Bremen

Dieses Thema im Programm: buten un binnen, 15. Januar 2021, 19.30 Uhr

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