ALSFELD (jal). Stell dir vor es ist Zombie-Apokalypse, und du stehst mittendrin. In Alsfeld wird das dank einer Technik namens Hologate bald möglich sein. Im Interview mit OL erklärt Unternehmer Torsten Schneider, was genau es damit auf sich hat.
Ein Raum, der alles zeigen kann, was man möchte. Niedliche Eisbären, hungrige Piraten – oder eben blutrünstige Zombies, die man besser schnell erledigen sollte. Was man sonst nur aus Serien wie Star Trek kennt, die Vermischung der realen mit der virtuellen Welt, kommt durch moderne Technik auch im tatsächlich Leben immer weiter voran.
Torsten Schneider heißt der Mann, der jetzt so einen virtuellen Wunder-Raum zu Unterhaltungszwecken für Kinder, Jugendliche und Erwachsene nach Alsfeld holt. Schneider ist der Herausgeber von Oberhessen-live und auch der Betreiber der Alsfelder Stadthalle, wo das Hologate am 27. November seine Tore öffnet.
Im Interview mit OL erklärt Schneider, was genau es damit auf sich hat, warum er pädagogischen Nutzen im Hologate sieht – und wieso bald Technikfans aus ganz Europa nach Alsfeld pilgern könnten.
Oberhessen-live: Herr Schneider, ich sag mal du, wie sonst auch, einverstanden?
Torsten Schneider: (lacht) Ok.
Hologate, das klingt wie etwas aus Star Trek und Science-Fiction.
Das ist gar nicht so verkehrt. Im Prinzip könnte man sagen: Wir bringen die Technik aus Star Trek nach Alsfeld.
Tatsächlich?
Man kann es sich schon so ein bisschen wie das Holodeck auf den Raumschiffen der Serie Star Trek vorstellen. Als Spieler kannst du dich frei in einem virtuellen Raum bewegen, der alles, was man dort vorher einprogrammiert, anzeigen kann. Das ist die ursprüngliche Idee des Holodecks. Möglich wird das in echt durch eine spezielle Brille, die man aufhat und Kameras, welche die Bewegung des Menschen in der Realität filmen und in die digitale Welt übertragen. Und dazu gibt es noch eine Weste.
Eine Weste? Für was braucht man die?
Zum Spüren. Man fühlt Dinge, zum Beispiel Druck. Wenn jemand in einem Spiel einen Schneeball auf mich wirft, dann merk ich das durch die Weste. Das virtuelle Erlebnis wird dadurch immersiver – sprich noch echter. In einer weiterführenden Varianten dieser Technik, die wir später vielleicht noch nach Alsfeld holen, kann man sogar mit Gerüchen arbeiten.
Was lassen sich denn für Spiele oder Erlebnisse in Alsfeld ausprobieren?
Wichtig ist erstmal, dass die Technik alle Spiele wiedergeben kann, die eben dafür gemacht werden. Und der Markt dafür ist grade im Entstehen. Je mehr Arenen es gibt, desto mehr Spiele wird es dafür geben. Und da mischen durchaus auch große Konzerte wie z.B. Disney mit. Es ist also durchaus denkbar, dass man hier irgendwann durch die Kulissen seines Lieblings-Disneyfilms spazieren und dort Abenteuer erleben kann. Vielleicht findet sich auch jemand, der ein Spiel im mittelalterlichen Alsfeld programmiert.
Und was ist jetzt schon verfügbar?
Aktuell können wir zum Beispiel die Welt des Handyspiels oder auch Kinofilms Angry Birds abspielen. Oder eine virtuelle Schneeballschlacht veranstalten. Es gibt eine Welt, die ist für Kinder ganz spannend und lustig, in der muss man für hungrige Piraten kochen. Die beliebtesten Games bei jungen Erwachsenen sind die, in denen man Zombies erschießen muss. Es gibt aber zum Beispiel auch ganz neu eine Cyberpunk Adaption – das ist eines der erfolgreichsten Computerspiele überhaupt. Insgesamt gibt es zunächst erstmal 16 Spiele bei uns, aber es werden stetig mehr. Ich möchte da aber noch etwas anderes hinzufügen.
Nur zu.
Wir starten zunächst mit Hologate, einer Version der Technik, die von einer Firma in München hergestellt wird. Das ist auch schon ordentlich und die sind aktuell das erfolgreichste VR-Multiplayer System der Welt. Wir sind aber auch in Verhandlung mit einem amerikanischen Anbieter. Diese Variante hat es dann wirklich in sich. Dort wären tatsächlich Spiele aus dem Serien-Universum von Star Trek verfügbar. Und ein echt gruseliger Zombie-Shooter, der nichts für schwache Nerven ist. Der ist so krass und intensiv, das ist einfach nur planke Panik, die man da kriegt.
So schlimm tatsächlich?
Ja, viel intensiver als ein Horrorfilm. Du spürst durch die Weste etwas an deiner Schulter und hinter dir steht er, der Zombie. Wenn man diesen Nervenkitzel mag und alt genug für das Spielt ist, ist das natürlich absolut unterhaltsam.
Täuscht der Eindruck oder sind diese VR Angebote wie Hologate noch nicht weit verbreitet?
Nein, der täuscht nicht. Wie gesagt, der Markt ist gerade im Entstehen. Mit der Technik-Variante aus München gibt es, wenn ich mich recht entsinne, 40 Arenen in Europa. Von der High-End-Variante weltweit erst zwölf und in Europa noch gar keine. Mit Hologate sind wir auf jeden Fall die ersten in Hessen. Mit der zweiten wären wir sogar die ersten in Europa! Und es sieht alles so aus, als könnte das klappen.
Aber ist Alsfeld und der Vogelsberg wirklich der richtige Markt für ein solches Angebot? Das hört sich eher wie etwas an, das in Berlin, Köln oder zumindest einer Studentenstadt mit vielen, jungen Leuten gut aufgehoben wäre.
Grundsätzlich würde ich da zustimmen. Aber bei dieser Frage muss man auch Bedenken: Das sind keine „Walk-Inns“, also keine spontanen Erlebnisse, wie wenn man die Zeil langläuft und denkt „huch, da geh ich mal rein“. Das sind Erlebnisse die man plant, mit den Freunden oder der Familie. Diese Events sind auch nicht so günstig wie ein Kinobesuch, die kosten, je nachdem wie lang man sie macht, 20 Euro aufwärts pro Person. Es ist also eher etwas wie ein Konzert. Etwas, das man nicht täglich macht, das man plant – und bei denen man auch eine gewisse Strecke in Kauf nimmt, um dort hinzukommen. Wir bieten ja auch einen Escape Room an, also ein Gruppenspiel, wo man auf Zeit Rätsel lösen muss. Da kommen zum Beispiel auch Menschen aus dem Ruhrgebiet nach Alsfeld, um das zu spielen.
Wie kommt es denn, dass man als Unternehmer in der – seien wir mal ehrlich – hessischen Provinz es hinkriegt, eine Technik wie diese amerikanische Variante des Holodecks angeblich als erstes nach Europa zu holen?
Indem man sich für neue Technologie interessiert, darüber etwas liest, Gleichgesinnte findet wie ich mit Florian Schouler, mit dem ich das gemeinsam mache und am Ende vielleicht noch zu einer Messe fliegt. Wir beide waren zusammen auf einer großen Unterhaltungs-Messe in Barcelona. Es wird ja schon immer gesagt, für die Jugendlichen in der Region ist nichts da. Das wollen wir ändern. Die jungen Menschen suchen gar nicht so die Kneipen, die suchen Erlebnisse.
Die Technik von Hologate erinnert an das, was Mark Zuckerberg, der Gründer von Facebook, letztlich vorgestellt hat. Der hat extra den Facebook-Mutterkonzern umbenannt und treibt jetzt die Verschmelzung der realen mit der virtuellen Welt in einem so genannten Metaverse voran.
Im Prinzip ist Hologate bereits Teil des Metaverse, nur eben noch in einem kleinen, kontrollierten und überschaubaren Rahmen.
Kontoliert und überschaubar, sagst du. Du meinst also Eltern müssen nicht Angst haben, dass ihre Kinder Hologate spielen und dann Realität und Fiktion vielleicht irgendwann nicht mehr unterscheiden können?
Das ist ja genau der Punkt: Zum Hologate kann ich bewusst mit meinen Kindern hingehen. Ihnen in einem passenden Spiel vielleicht sogar die Arktis erklären oder Rechnen üben – und gleichzeitig kann ich ihnen beibringen, wie man mit Technik richtig und bewusst umgeht. Und wenn ich nachhause gehe, ist es vorbei und sicher. Denn da ist kein Hologate. Es bleibt also ein Erlebnis, das nicht zum Dauerzustand wird. Außerdem darf man nicht vergessen, dass dies zwar ein Erlebnis mit Technikunterstützung ist – aber anders als beim Zocken allein vorm PC oder am Handy mach ich es mit meiner Familie oder meinen Freunden zusammen. Ich bin mit ihnen gemeinsam in einem echten Raum, habe also echte menschliche Kontakte und ein Erlebnis, das uns ganz real miteinander verbindet.
Du würdest also sagen, Hologate hat einen pädagogischen Nutzen?
Den kann es durchaus haben, ja.
Ist es auch vorstellbar, dass Wirtschaftsunternehmen die Technik nutzen können? Ein Architekt, der zum Beispiel ein Hausentwurf mal ganz anders vorstellen möchte?
Wenn das entsprechend programmiert wird: Im Prinzip ist das denkbar, klar.
Lässt sich sagen, was die Technik kostet?
Es ist ein knapp sechsstelliger Betrag, am Anfang.
Nun bietest du ja auch schon Lasertag an – ein Spiel für Gruppen, bei dem man sich gegenseitig jagt und versucht, mit Lichtsignalen zu treffen. Das ist genau wie das Hologate in der Stadthalle untergebracht. Ist die dadurch jetzt dauerhaft belegt? Alsfeld braucht doch Platz für Veranstaltungen und die Hessenhalle ist für manche Events viel zu groß.
Nein, die Stadthalle ist nicht dauerhaft belegt. Aktuell legt Corona die Halle, oder eher die Veranstaltungen, ja lahm. Vieles wird schon wieder abgesagt. Die erste Veranstaltung, die Stand jetzt tatsächlich stattfinden soll nach langer Zeit, ist das Wintermärchen im Dezember. Deswegen haben wir Unterhaltungsangebote wie Lasertag, den Escape Room beim Alten Postamt, oder jetzt eben auch das Hologate entwickelt. Die ganzen Angebote sollen nun unter dem Label „Next Level Erlebnisse“ gebündelt vermarktet werden. Und das, was aktuell in der Stadthalle ist, soll nicht unbedingt dort bleiben. Da sind wir gerade dabei, eine dauerhafte Lösung zu finden, wie wir das vielleicht an einem ganz anderen Standort in Alsfeld unterbringen. Das wird sich in den kommenden Monaten zeigen.
Das heißt, das aktuell ist eine Zwischenlösung und mit Blick auf das Wintermärchen lässt sich sagen, dass Veranstaltungen theoretisch auch möglich sind?
Ja, die Spielarenen lassen sich auf- und abbauen und Veranstaltungen sind auf jeden Fall möglich und werden ja auch angeboten.
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