Stand: 21.01.2022 20:10 Uhr
Männliche Küken sind für Geflügelbetriebe uninteressant und werden meist nach dem Schlüpfen getötet. In Deutschland ist das nun verboten. Betriebe suchen nach Alternativen - eine kommt aus Cuxhaven.
Eine voll automatisierte Maschine durchleuchtet die Eier am 13. Bruttag und bestimmt dann laut Hersteller das Geschlecht des Embryos. Weibliche kommen zurück in den Brutkasten, männliche Embryonen werden betäubt, getötet und später zu Futter verarbeitet. Agri Advanced Technologies (AAT) arbeitet eigenen Angaben zufolge "unter Hochdruck" an einem weiteren Verfahren, mit dem das Geschlecht bereits am fünften Bruttag erkennbar ist. "Je früher, desto besser", sagt Geschäftsführer Jörg Hurlin.
Geflügelbranche und Hersteller brauchen Lösung bis 2024
Die derzeit unter dem Namen "CHEGGY" vertriebene Maschine aus Cuxhaven gilt als Übergangslösung. Denn ab dem Jahr 2024 dürfen Eingriffe am Hühnerei oder ein Abbrechen des Brutvorgangs nur noch bis zum siebten Bruttag erfolgen. Wissenschaftler sind sich einig, dass ein Embryo vorher kein Schmerzempfinden besitzt. Uneinigkeit herrscht jedoch über die Zeit zwischen dem siebten und 15. Bruttag. Ein Küken schlüpft nach 21 Tagen.
Messtechnik bestimmt Geschlecht über Gefiederfarbe
Mit einer "CHEGGY"-Maschine können Brütereien aktuell 20.000 Eier pro Stunde durchleuchten, heißt es vom Hersteller. Die Maschine erkenne das Geschlecht mit 95-prozentiger Sicherheit. Es soll zudem keine Verletzungsgefahr für den Embryo geben und da keine Chemikalien verwendet würden, sei das Verfahren auch umweltfreundlich. Zur Geschlechtsbestimmung komme das Ei in eine geschlossene Messkammer und werde darin von unten mit einer Halogenlampe durchleuchtet. Mithilfe einer hyperspektralen Bildauflösung, ähnlich einem Scan, kann AAT zufolge die künftige Farbe des Gefieders zugeordnet werden: Wird das Gefieder braun, handelt es sich um ein Huhn. Wird das Gefieder weiß, um einen Hahn.
Verfahren funktioniert nur bei "Braunlegern"
"Was wir mit unserem Verfahren durch die Schale der Eier hindurch am Embryo erkennen können, sind die jungen Federkiele", erläutert AAT-Geschäftsführer Hurlin. Das funktioniere aber nur bei "Braunlegern" und löse somit nur die Hälfte des Problems. Denn es gebe in Deutschland ja braune und weiße Eier. Zudem müsse sich ein Prototyp ja erst beweisen, bevor er zur industriellen Anwendung gebracht werden könne. "Wir dürfen nicht den Fehler machen, der Politik zu versprechen und zu suggerieren, dass wir die Lösung bis 2024 wirklich hinbekommen." Das sei in der Vergangenheit von anderen Kollegen gemacht worden. An dem jetzigen Verfahren hat die Firma bereits zehn Jahre gearbeitet. Nach Herstellerangaben ist es einzigartig in Deutschland.
Bundesgericht erklärt Ende des Kükentötens 2019 unter Vorbehalt
Dass das sogenannte Kükentöten ein Ende haben muss, entschied das Bundesverwaltungsgericht bereits 2019. Allerdings unter einem Vorbehalt: Es muss Alternativen geben. Im Spätsommer 2020 kündigte die damalige Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) ein Gesetz zum Ausstieg an. Im Mai 2021 wurde es dann vom Bundestag beschlossen. Zu Beginn dieses Jahres trat es in Kraft.
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