Stand: 08.02.2022 06:30 Uhr
Niedersachsen will ab April 2022 Jägern und Jägerinnen den Einsatz von Nachtsicht- und Nachtzieltechnik erlauben. Dies betrifft Raubtiere, unter anderem auch den Fuchs. Tierschützer sind dagegen.
Die Dämmerung ist Jan Bennwigs Zeit für die Jagd. Regelmäßig ist er auf Warte-und Schussposition in einem der Hochsitze im Hegering "Das Große Freie" bei Burgdorf in der Region Hannover. Das Zeitfenster für die Bejagung ist morgens und abends klein, doch ab kommenden April soll sich dies für Jägerinnen und Jäger in Niedersachsen verändern: Eine Novelle des Jagdgesetzes soll in Kraft treten und damit Nachtsichtgeräte auch für die Jagd auf Raubwild wie Fuchs, Nutria und Waschbär benutzt werden können. Bisher waren solche Nachtsichtgeräte nur für Wildschweine in Niedersachsen freigegeben.
Bennwig: Tiere durch Nachtsicht besser einzuordnen
Für Bennwig eine gute Nachricht. Dem NDR sagt er, dass er die Nachtsichttechnik positiv sehe, da so auch Fehlschüsse minimiert würden. "Früher war es der Schuss auf den schwarzen Klumpen." Mit der Nachtsichttechnik könnten Jagende die Tiere besser einordnen. Als Beispiel führt er aus, dass Muttertiere mit ihren Zitzen so auch von Weitem genauer erkennbar seien und geschützt werden könnten. Die Einführung der Nachtsichttechnik und Nachtzieltechnik sei, so Bennwig, ein Beitrag zum Tierschutz.
"Tiere werden rund um die Uhr unter Druck gesetzt"
Der Wildtierschutzverband und die Bürgerinitiative Pro Fuchs Deutschland üben Kritik an den geplanten Änderungen des Niedersächsischen Jagdgesetzes. Sie fordern in einem offenen Brief an das Landwirtschaftsministerium und an Ministerpräsident Stephan Weil (SPD), diese Neuerung zu stoppen. Johann Beuke aus Twistringen von Pro Fuchs hat selbst einen Jagdschein und ist Mitglied im Ökologischen Jagdverein. Er sieht Handlungsweisen seiner Kolleginnen und Kollegen kritisch. "Der Jäger denkt immer noch: Alles, was Krallen hat und spitze Zähne, muss kurzgehalten werden. Das ist ein Riesenproblem." Er sieht in einer Einführung der Nachtsichttechnik für Beutegreifer wie Fuchs, Marder und Waschbär einen Schritt in die grenzenlose Jagd. "Die Tiere werden rund um die Uhr unter Druck gesetzt, die Nachtruhe fehlt gänzlich", sagt Beuke. So würden auch andere Tiere von der Nachtjagd gestört, die tagaktiv seien und nachts ihre Ruhe bräuchten, wie Hirsche und Federwild.
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Fuchs als Gefährder für Rebhuhn, Fasan und Hase?
In der Jagdsaison 2020/2021 wurden in Niedersachsen 60.900 Füchse getötet. Das geht aus dem Landesjagdbericht des Landwirtschaftsministeriums hervor. Darin heißt es auch, dass Bodenbrüter in der Brutzeit eine leichte Beute seien für den Fuchs. Aufgrund der hohen Populationsdichte gilt der Fuchs als eine der größten Bedrohungen für Wiesenvögel und Niederwild, zu dem beispielsweise der Hase zählt.
Aus Sicht der Tierschützerinnen und Tierschützer ist allerdings längst widerlegt, dass der Fuchs die Ursache des Rückgangs von Bodenbrütern wie Rebhuhn und Feldlerche ist. Dieser entsteht nach Angaben von Pro Fuchs Deutschland aus einem Mangel an Lebensraum und Nahrung. Schuld daran seien der Mensch und die Agrarwirtschaft.
Pro Fuchs fordert vollständiges Jagdverbot für Füchse
Bennwig ist 34 Jahre alt und besitzt seinen Jagdschein seit 2004. Er setzt in seinem Jagdgebiet vor allem sogenannte Lebendfallen ein, um Beutegreifer wie Fuchs, Dachs und Marder zu fangen. 16 hat er in seinem Revier aufgestellt und kontrolliert diese täglich. Falls ein Tier in eine Falle läuft, leuchtet bei ihm eine Meldung auf dem Handy auf. Daraufhin fährt er zur Falle, holt das Tier in einen Käfig und erlegt es mit einem gezielten Schuss. Das sei eine Methode, die das Tierleid minimiere, sagt Bennwig. Bei manchen Tieren kann das Fleisch weiter verwertet werden, beim Fuchs jedoch nicht. Für Bennwig gehört es zur Nachhaltigkeit, die Felle der Tiere weiter zu verwerten. Die Tierschützerinnen und Tierschützer von Pro Fuchs Deutschland und dem Wildtierschutzverband fordern ein vollständiges Jagdverbot für Füchse in Niedersachsen. Mit einer Online-Petition suchen sie weitere Unterstützerinnen und Unterstützer.
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