Eintracht Frankfurt geht mit viel Schwung ins Bundesliga-Spitzenspiel gegen den FC Bayern und rechnet sich gute Chancen aus. Gründe für einen hessischen Überraschungs-Coup gibt es reichlich.
Bruno Hübner versuchte sich erst gar nicht in Understatement. Auch der scheidende Sportdirektor, der unter der Woche seinen Abschied von Eintracht Frankfurt verkündete, ging wenige Tage vor dem Spitzenspiel am Samstag (15.30 Uhr) gegen den FC Bayern in die verbale Offensive. "Warum sollten wir uns kleiner machen als wir sind", kommentierte er die Ausgangslage in einer Presserunde und schickte wie zuvor schon Trainer Adi Hütter eine kleine Kampfansage in Richtung München. "Ich sehe keine Gründe, warum wir nicht mit breiter Brust in das Spiel gehen sollten."
Anders ausgedrückt: Es gibt viele Gründe, warum die Eintracht das Duell mit dem Weltpokalsieger durchaus gewinnen könnte. Ein Überblick.
1. Personalsorgen beim FC Bayern
Es klingt verrückt, aber den Bayern gehen trotz ihres Luxuskaders allmählich die Spieler aus. Serge Gnabry, Douglas Costa und Corentin Tolisso sind verletzt, Jerome Boateng fehlte in den vergangenen Tagen aus privaten Gründen, Thomas Müller und Weltmeister Benjamin Pavard wurden positiv auf das Coronavirus getestet. Da zudem auch die zuletzt angeschlagenen Leon Goretzka und Javier Martinez erst am Donnerstag wieder ins Training einstiegen, drohen fünf Stammspieler auszufallen.
Wie schmerzlich das selbst für den FC Bayern ist, zeigte nicht zuletzt das Heimspiel gegen Arminia Bielefeld (3:3), als Trainer Hansi Flick trotz großer Probleme nur einmal wechselte. Klar ist wohl, dass entweder Joshua Kimmich oder Niklas Süle wieder die Rechtsverteidiger-Position des überforderten Bouna Sarr übernehmen muss. Sollte Goretzka noch nicht in Vollbesitz seiner Kräfte sein, könnte erneut Abwehrchef David Alaba aus der Viererkette ins Mittelfeld rücken.
In der Offensive streiten sich Berufs-Reservist Eric Maxim Choupo-Moting und Youngster Jamal Musiala um den Platz hinter Robert Lewandowski. "Es werden immer weniger Spieler, das ist eine Herausforderung", sagte Trainer Hansi Flick am Freitag. Die Aufstellung der Bayern kann sich immer noch sehen lassen, von der Bestbesetzung ist sie aber weit entfernt.
2. Die bayerische Abwehr wackelt
Besonders bemerkbar macht sich die dünne Personaldecke der Bayern in der Defensive. In neun Pflichtspielen in diesem Jahr musste Coach Flick sechs verschiedene Varianten der Viererkette testen, die vermeintliche erste Wahl mit Alphonso Davies, Alaba, Boateng und Pavard wird es am Samstag definitiv nicht geben. Folge: Die ohnehin in dieser Saison nicht immer sattelfeste Münchner Abwehr ist verwundbar.
Wie man Tore gegen den FC Bayern schießen kann, demonstrierten in den vergangenen Wochen gleich zahlreiche Teams. Das Zauberwort gegen die stets bis zur Mittellinie aufrückende Defensive heißt: Tiefenlaufwege. Die Eintracht muss die Lücken nutzen, hinter die Abwehr kommen und das Tempo ausspielen. Experten für diese Pässe und Wege sind mit Daichi Kamada und Amin Younes sowie Filip Kostic genügend vorhanden. Hinzu kommt, dass die Bayern bei Standards anfällig sind. Auch das können die Hessen.
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3. Silva verletzt? Dann halt Jovic
Das gerade beschriebene Verwerten von langen Bällen ist zwar nicht die Spezialität von Frankfurts Toptorjäger André Silva. Die fehlende Geschwindigkeit ist tatsächlich aber auch die einzige Schwäche des Portugiesen. Silva hat sich in seinem zweiten Jahr bei der Eintracht endgültig zu einem Stürmer von internationalem Format entwickelt und läuft derzeit sogar Weltfußballer Lewandowski den Rang ab.
Sollte Silva, der über Rückenprobleme klagt, tatsächlich ausfallen, wäre das sicher ein Rückschlag für die Eintracht. Ein Drama ist es dank Edeljoker Luka Jovic aber keinesfalls. Der Rückkehrer von Real Madrid wartet seit Wochen auf sein Startelf-Comeback und würde dank seiner Schnelligkeit sogar einen Ticken besser ins System passen. Die Eintracht hat zwei Top-Stürmer in ihren Reihen, die das Spiel in jeder Sekunde entscheiden können. Auch so etwas gab es lange nicht.
4. Eintracht mit Schwung und Selbstvertrauen
Ein weiterer Vorteil der Eintracht ist der Kopf. Dieses Körperteil, das nicht nur laut Christoph Daum schnell zum dritten Bein werden kann, spricht derzeit klar für die Hessen. Die Mannschaft von Trainer Adi Hütter ist seit zehn Bundesliga-Spielen ungeschlagen und hat im Jahr 2021 22 von 24 möglichen Punkten geholt. Während das bayrische Mia-san-mia-Verständnis in den vergangenen Wochen etwas wackelte, strotzt die Eintracht vor Selbstvertrauen.
"Wir können jetzt auch die Bayern schlagen", sagte Übergangs-Kapitän Makoto Hasebe stellvertretend für sein Team. Die Eintracht ist in Form und hat Qualität. Da die Bayern unabhängig von ihrer Verfassung aber immer in der Favoritenrolle sind, gibt es keinen Druck. "Das ist ein Bonusspiel", fasste Sportvorstand Fredi Bobic die Ausgangslage zusammen. Die Eintracht muss die Bayern nicht schlagen. Aber sie kann.
5. Der perfekte Zeitpunkt
Ob es den psychologisch wichtigen Zeitpunkt im Fußball wirklich gibt, ist nicht abschließend geklärt. Es gibt aber sicher schlechtere Zeitpunkte, um auf den FC Bayern zu treffen. Die umstrittene Reise zur Club-WM nach Katar hat Nerven und Kraft gekostet. Die Temperatur-Unterschiede zwischen den Schneespielen in Berlin sowie gegen Bielefeld und der sommerlichen Hitze im Wüstenstaat müssen auch Profisportler erst einmal wegstecken.
Dass zudem David Alaba am Dienstag nach insgesamt 13 Jahren in München seinen Abschied verkündete, dürfte ebenso wenig zu einer Entspannung beitragen wie die anstehenden Aufgaben der Münchner in der Champions League. Dort müssen die Bayern bereits am Dienstag bei Lazio Rom antreten. Kurzum: Die Reise nach Frankfurt kommt für die Münchner gleich aus mehreren Gründen sehr ungelegen.
Sendung: hr-fernsehen, heimspiel! am Montag, 22.02.21, 23.15 Uhr
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