Die Absage kam sogar noch schneller als erwartet. „Leider“ sehe er sich „aufgrund der zahlreichen Unwägbarkeiten innerhalb des Vereins derzeit nicht in der Lage, sportliche Verantwortung bei Schalke 04 zu übernehmen“, erklärte Ralf Rangnick am Samstag in einem Statement.
Der Traum von der Rückkehr des vermeintlichen Retters ist geplatzt – obwohl die Leute, die seine Verpflichtung als Sportvorstand mit Macht vorangetrieben hatten, noch am vergangenen Mittwoch die Motivationslage bei dem 62-Jährigen ganz anders eingeschätzt hatten. „Wir haben den Eindruck, dass Ralf Rangnick große Lust hat“, hatte Frank Haberzettel, der Sprecher der sogenannten Gruppe Tradition und Zukunft, gesagt. Ein Irrtum.
240 Millionen Euro Schulden
Nun muss Schalke die Zukunft ohne Rangnick gestalten. Es ist das eingetreten, was Dr. Jens Buchta, der zuletzt viel kritisierte Aufsichtsratschef des Tabellenletzten, von Anfang an befürchtet hatte. Er glaube, hatte der Rechtsanwalt vor einer Woche erklärt, dass Rangnick wegen der finanziellen Rahmenbedingungen, mit denen er auf Schalke zu leben hätte, für den mit etwa 240 Millionen Euro verschuldeten Traditionsverein ohnehin außer Reichweite sei. Nur weil plötzlich alle Rangnick wollten, hatte Buchta trotzdem Verhandlungen aufgenommen. Die sind nun gescheitert.
Doch durch die vorhersehbare Absage des ehemaligen Architekten der Erfolgsmodelle TSG Hoffenheim und RB Leipizig ist weit mehr gescheitert. Das mediale Getöse und die bewusste Emotionalisierung der Fans, mit deren Hilfe Rangnick durchgedrückt werden sollte, fällt Schalke nun auf die Füße. Es war zwar richtig, sich um Rangnick zu bemühen, selbst wenn die Erfolgsaussichten gering waren – es war allerdings fatal, wie versucht worden ist, die Personalie Rangnick intern durchzusetzen.
Vor einer Woche hatte die – damals noch geheime – Oppositionsgruppe den Namen Rangnick gezielt in die Öffentlichkeit lanciert, um den Aufsichtsrat zu überrumpeln. Dabei ging es offensichtlich nicht nur um den neuen Sportvorstand, sondern auch um machtpolitische Interessen. Der Coup ging auf: Eine Online-Petition wurde gestartet, über 50.000 Anhänger machten sich für Rangnick stark. Gleichzeitig wurde der Rücktritt des Aufsichtsrats gefordert.
Krösches Absage schmerzt
Was dabei unterging: Zwei Tage später, als der Rangnick-Hype seinem Höhepunkt zusteuerte, sagte der Kandidat des Aufsichtsrats ab. Markus Krösche, Sportdirektor von RB Leipzig, erklärte, dass er nicht zur Verfügung stehe. Das war kein Wunder: Wenn die erdrückende Mehrheit von Rangnick schwärmt, tut sich kein anderer Schalke an – erst recht kein hoch gehandelter Vertreter der jüngeren Managergeneration wie Krösche.
Er hoffe nun, erklärte Rangnick weiter, „dass es allen Mitgliedern und Anhängern gelingt, sämtliche Kräfte zu bündeln, um auf und außerhalb des Platzes Schalke wieder zu einer Einheit zu machen und nach oben zu führen“.
Das dürfte nach den Ereignissen der vergangenen Woche noch schwerer fallen.
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