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S04: Rangnick-Absage wird zum Politikum - sportschau.de

Der Anruf ereilte Jens Buchta am Samstagmorgen (20.03.2021) an einer Tankstelle. Am anderen Ende: Marc Kosicke, der Berater von Ralf Rangnick. Kosicke hatte schlechte Nachrichten für den Aufsichtsratsvorsitzenden des FC Schalke 04. Seine Botschaft: Rangnick werde nicht der neue Sportvorstand des Ruhrgebietsklubs. Mit "Unwägbarkeiten im Verein" begründete Kosicke die Absage.

In einer späteren Pressemitteilung teilte Rangnick mit, dass er sich gerne eingebracht hätte, "um Schalke auf dem schwierigen Weg zurück zu alter Stärke zu helfen." Er wünscht sich, dass der Klub "außerhalb des Platzes wieder zu einer Einheit" werde. Er sehe sich derzeit nicht in der Lage, beim S04 zu arbeiten. Der derzeit tobende Kampf um Macht und Eitelkeiten im Klub scheint Rangnick abgeschreckt zu haben.

"Ich war etwas überrascht über den Anruf und die Absage von Herrn Kosicke", sagte Buchta am späteren Samstagnachmittag, um zu ergänzen: "Ich habe Verständnis. Unter den Umständen würde ich mir auch überlegen, den Job anzunehmen."

Noch am vergangenen Donnerstag hatte Buchta gemeinsam mit Aufsichtsratsmitglied Peter Lange und Finanzvorständin Christine Rühl-Hamers Kosicke in einem Gespräch deutlich gemacht, dass es den unbedingten Willen gäbe, Rangnick für den Klub zu gewinnen.

Lange "habe Kosicke gesagt, dass ich zu Fuß bis zum Nordpol laufen würde, um Rangnick nach Schalke zu holen." Niemand im Aufsichtsrat sei gegen Rangnick, bekräftigte Lange, um Vorwürfen der Kritiker der aktuellen Vereinsführung, die Abordnung der Schalker hätten nur Schein-Verhandlungen geführt, deutlich entgegenzuwirken.

Buchta: "Sehr schwierige Situation für Schalke"

Es ist wieder viel los auf Schalke dieser Tage: Eine bis dahin anonyme Initiative namens "Schalke 04 - Tradition und Zukunft" von Sponsoren, Wirtschaftsleuten und Ex-Spielern hatte sich am Mittwoch vergangener Woche zu erkennen gegeben. Sie waren es auch, die Rangnick angesprochen und bei den Schalkern ins Spiel gebracht hatten.

Aufsichtsratsmitglied Stefan Gesenhues - ein Sympathisant der Initiative - hatte eine mögliche Rangnick-Verpflichtung bei einer Aufsichtsratssitzung am 12. März öffentlich gemacht und sich damit den Unmut seiner Kollegen zugezogen. Von vereinsschädigendem Verhalten war sogar die Rede.

Buchta hatte diese Option im Vorfeld gar nicht erst in Betracht gezogen - weil er befürchtete, dass der Klub nicht über die finanziellen Mittel verfüge, um ein Engagement zu verwirklichen. Am Samstag betonte er nochmal sein Unverständnis für den Vorstoß. "Dieser Tag hat uns in eine ganz schwierige Situation gebracht", sagte er. Mit zwei Kandidaten sei man schon sehr weit in den Gesprächen gewesen. Einer davon soll Leipzigs Sportchef Markus Krösche gewesen sein, der tags darauf mitteilte, nicht zur Verfügung zu stehen.

Dennoch habe man sich mit der Rangnick-Seite getroffen, um die Möglichkeiten auszuloten. Finanzvorständin Rühl-Hamers sagte, dass man "ungewohnt transparent über die finanzielle Situation und die Möglichkeiten gesprochen hat. Das ist eigentlich ungewöhnlich für ein Beratergespräch".

Spitzenetat in Liga zwei

Auch über den konkreten Etat für die anzunehmende Zweitliga-Saison sei gesprochen worden. "Wir hätten mit einem Worst-Case-Szenario gerechnet einen Etat, der in der Spitzengruppe der 2. Liga liegt", sagt Rühl-Hamers. Dieser dürfte bei um die 20 Millionen Euro liegen. Damit sollte die Basis für ein zweites, persönliches Gespräch mit Rangnick gelegt werden. Dieses scheint nun nicht mehr zustande zu kommen. Auch wenn Buchta dies "am Anfang kommender Woche nochmal ausloten" will.

Buchta kritisierte, dass es von Seiten der Initiative nur vage Andeutungen bezüglich möglicher finanzieller Unterstützung gegeben habe "und keine konkreten Zahlen". Deshalb habe man in den Verhandlungen den Rangnick-Berater darüber auch nicht informieren können.

Initiative weiter in Gesprächen mit Rangnick

Uli Paetzel, Sprecher der Initiative, wehrt sich gegen diese Behauptung. Er wiederum behauptet, dass Buchta kein Geld von der Initiative angenommen habe. Zudem sei er "traurig" über Rangnicks Absage, sagte er sportschau.de am Samstagabend. Allerdings sehe er "die Tür noch offen". Die Initiative sei in weiteren Gesprächen mit Rangnick. "Wir bieten dem Aufsichtsrat alle Hilfe an, es doch noch zu ermöglichen", sagt Paetzel.

Stand: 20.03.2021, 20:31

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