Am 13. Mai wird Senta Berger 80 Jahre alt. Die „Zeit“ würdigt die Schauspielerin nun in einem großen Interview – und erfuhr dabei auch von den Missbrauchserfahrungen der gebürtigen Österreicherin, die es bis nach Hollywood schaffte.
Den US-amerikanischen Produzenten Darryl Zanuck, der sie in New York in sein Hotelzimmer eingeladen und dann im Bademantel verfolgt habe, bezeichnete Berger im Gespräch mit der Wochenzeitung gar als „Harvey-Weinstein-Figur“. Im Austausch mit Kolleginnen sei ihr dieses Verhalten später als „gängig“ beschrieben worden.
Berger erhob zudem schwere Vorwürfe gegen den österreichischen Schauspieler O. W. Fischer. Dieser habe bei den Dreharbeiten von „Es muss nicht immer Kaviar sein“ versucht, sie zu vergewaltigen. Außerdem habe er sie geschlagen und verletzt.
„Danach hätte ich eigentlich sagen müssen: Ich kann morgen nicht mit Ihnen drehen und diesen Film nicht mit Ihnen machen“, sagte sie der „Zeit“.
Stattdessen habe sie während des sechswöchigen Drehs kein privates Wort mit ihm gewechselt. Am Ende habe er sich mit dem „Faust“-Zitat: „Das Ewig-Weibliche zieht uns hinan“ entschuldigt.
Gelernt, wie man das „wegstecken“ konnte
Die 79-Jährige berichtete zudem von einem weiteren Vorfall mit dem aus einer russisch-jüdischen Emigrantenfamilie stammenden US-Schauspieler Kirk Douglas. Dieser habe versucht, sie gegen ihren Willen zu küssen. Als sie ihren Kopf wegdrehte, habe er sich mit den Worten „Your people killed my people“ (Deutsch: Deine Leute haben meine Leute getötet) gerechtfertigt.
Wie sie solche Übergriffe wegstecken könne, habe sie schon am Theater in Wien gelernt. In dieser Zeit seien Frauen noch von den Schauspielern, die die Bühne verließen, in den Po gezwickt worden. Damals habe sie sich „fest vorgenommen: Ich merke das gar nicht“, sagte sie weiter. Sie habe „keinem dieser Herren das Vergnügen meiner Empörung bereiten“ wollen.
Anlässlich der MeToo-Debatte habe sie zu Hause viel mit ihrem Sohn Simon, der als Regisseur arbeitet und zu einer anderen Generation gehört, diskutiert. „Die Machtverhältnisse ändern sich, das Geschlechterverhältnis ändert sich“, sagte sie.
„Aber meiner Ansicht nach wird zu viel über die Sprache und Gendersternchen diskutiert und zu wenig über die realen Verhältnisse. Und zu viel über Schauspielerinnen und zu wenig über Putzfrauen oder Busfahrerinnen.“
Berger wurde 1941 in Wien geboren und begann ihre Karriere zunächst in Österreich und Deutschland, bevor sie Rollen in Hollywood annahm. Für ihre Darstellungen wurde sie unter anderem mit einem Bambi geehrt.
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